Warum essen wir eigentlich? Weil wir Hunger haben. Wirklich, haben wir das immer, wenn wir essen? Essen wir die Tüte Chips beim Fernsehen, weil wir Hunger haben? Und die Schokolade nach dem Mittagessen?
Tatsächlich essen wir oft aus anderen Gründen als Hunger. Denn Essen sättigt uns nicht nur, es verändert auch unsere Körperchemie – und sorgt so dafür, dass wir uns besser fühlen. Schokolade enthält beispielsweise Tryptophan, eine Vorstufe des Glückshormons Serotonin. Zucker, Weizenmehl und Stärke sorgen dafür, dass der Insulinlevel im Körper ansteigt, was ebenfalls die Bildung von Serotonin fördert.
Dass Essen uns positiv stimmt, ist an sich kein Problem. Problematisch wird es allerdings dann, wenn deswegen unser Nahrungskonsum überhand nimmt: Wenn wir zu viel ungesunde Sachen essen, um uns besser zu fühlen, schaden wir damit unserem Körper.
Bewusstsein
Vielen Leuten ist nicht bewusst, dass ihr Essverhalten emotionale Gründe hat. Oft verwechseln sie Hunger mit Langweile, innerer Leere, Freudlosigkeit, Traurigkeit oder einer anderen emotionalen Sehnsucht.
Um unser emotionales Essverhalten zu beenden, müssen wir uns zuerst bewusst darüber werden, wann wir aus emotionalen Gründen essen.
Dazu können wir uns beispielsweise bei jeder Mahlzeit die einfache Frage stellen, ob wir aus Hunger oder einem emotionalen Bedürfnis heraus essen. Allein durch diese Frage können wir bereits einige Einsichten gewinnen, denn wir machen uns unseren Konsum dadurch bewusst.
Wenn Du Dich schwer tust, Deine emotionalen Bedürfnisse von Deinem Hungerbedürfnis zu unterscheiden, hier eine einfache Regel: Hunger ist immer auch ein physisches Gefühl. Gibt es zu Deinem Unwohlsein keine phyische Komponente, basiert sie vermutlich rein auf emotionalen Bedürfnissen.
Ein weiterer Hinweis für emotionales Essen ist, wenn wir, nachdem wir eine ausgewogene Mahlzeit gegessen haben, immer noch “hungrig” sind (und sei es auf Süßigkeiten).
Emotionale Bedürfnisse angehen
Sobald uns bewusst ist, dass wir aus emotionalen und nicht aus physischen Gründen essen, können wir dazu übergehen, unsere emotionalen Bedürfnisse mit anderen Dingen als Essen zu befriedigen. Statt aus Langeweile zu essen, können wir etwas unternehmen, was uns die Langweile nimmt. Statt aus Freudlosigkeit zu essen, können wir etwas tun, was uns Freude bringt.
Eine Möglichkeit, unsere Bedürfnisse fast systematisch anzugehen, ist diese: Schreibe auf Kärtchen Aktivitäten, die Dich schnell glücklich machen (oder Dir helfen, Dich schnell gut zu fühlen). Auf ein Kärtchen schreibst Du also beispielsweise “Freunde anrufen”, auf das andere Kärtchen “spazieren gehen”. Wichtig ist, dass Du etwas aufschreibst, was einfach zu erledigen ist (also nicht “an die Nordsee fahren”, wenn Du in Südtirol wohnst). Diese Kärtchen steckst Du alle in eine Box. Sobald Dich nun die Lust zum Essen überkommt, ziehst Du ein Kärtchen und erledigst die Aktivität, die draufsteht. Sollte die Aktivität, Dir nicht geholfen haben, Dich besser zu fühlen, zieh noch ein Kärtchen. Mach so lange damit weiter, bis es Dir ein Stück besser geht. Normalerweise sollte es Dir spätestens nach der dritten Karte besser gehen.
Tiefergehende Probleme
Manchmal reichen kurzfristige Lösungen aber nicht aus, um uns vom emotionalen Essen abzuhalten. Wir fühlen uns vielleicht aufgrund tiefersitzender Probleme schlecht. Dann ist unsere einzige Chance, das emotionale Essen zu beenden, diese Probleme zu lösen. Dazu braucht es vermutlich jede Menge Zeit und eventuell professionelle Hilfe.
Zusammenfassung: Manchmal essen wir, obwohl wir keinen Hunger haben, sondern nur, um uns gut zu fühlen. Wir essen also aus emotionalen Gründen. Problematisch wird es, wenn unser Konsum durch diese Gründe überhandnimmt. Um unserem Essverhalten auf den Grund zu kommen, können wir uns bei jeder Mahlzeit die Frage stellen, ob wir aus Hunger oder emotionalen Beweggründen essen. Hunger unterscheidet sich von emotionalen Gründen dadurch, dass er von einem physischen Gefühl begleitet wird. Ein weiterer Hinweis für emotionales Essen ist, wenn wir uns nach einer großen Mahlzeit noch “hungrig” fühlen. Sobald wir herausgefunden haben, dass wir aus emotionalen Gründen essen, können wir damit beginnen, unsere emotionalen Bedürfnisse anderweitig zu befriedigen. Wenn wir nicht wissen, welche emotionalen Bedürfnisse unseren “Hunger” veranlassen, können wir nacheinander Aktivitäten angehen, die uns glücklich machen. Falls kurzfristige Lösungen nicht weiterhelfen, brauchen wir eventuell professionelle Hilfe.
Aufgabe: Achte heute einmal drauf, aus welchen Gründen isst. Isst Du, obwohl Du keinen Hunger hast? Welche Gründe kannst Du für Dein Essverhalten finden?
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Odilia Wegener
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guter Beitrag und tolle Seite:
in unser gesellschaft isst doch fast kein mensch mehr weil er „echten“ hunger verspürt. Echten hunger spürt man angeblich im Hals. Wir essen doch fast auschliesslich aus gewohnheit und emotionen…